Todesfälle
Bei manchen Todesfällen gibt es interessante Begleitumstände. Ein
paar Beispiele dazu:
Jugendlicher Leichtsinn
Sterberegister Gaissau, 27. Mai 1877. Leopold Gmeiner, ein 25-jähriger lediger junger Mann, stirbt. Dazu gibt es folgende Anmerkungen des Pfarrers:
Am 27. Maÿ Nachmittags fuhren die ledigen Burschen Leopold Gmeiner, Josef Lutz Valentins, Joh. Gebhard u. Georg Niederer, Söhne des Gemeinderathes Joh. Jak. Niederer in einer Gondel, welche Leopold Gmeiner selbst gemacht hatte, von hier aus nach Staad bei Rorschach, theils aus Vergnügen, vielleicht auch in der Absicht, sich Pulver auf das kommende Fronleichnamsfest zu verschaffen. Auf dem Rückwege mußten in Folge starker Rheinströmung zwei das Schiffchen an einer Leinen stromaufwärts ziehen, zwei, nemlich Leopold Gmeiner u. Gebhard Niederer blieben in der Gondel, um es zu steuern. Oberhalb Altenrhein in der Nähe der Ziegelhütte wurde die Gondel umgeworfen ([ ] rheinbrech). Gebhard Niederer wollte als er dieses merkte, ans Land springen, sprang aber ins Wasser, wurde endlich von den zweien auf dem Lande mit großer Anstrengung gerettet. Leopold Gmeiner schwang sich in einem Nu auf den Rücken des umgeworfenen Schiffchens u. kam glücklich ohne die Hilfe der anderen ans Land. Da er aber bemerkte, daß ihm die Wellen ein Ruder von seiner geliebten Gondel mitnahmen, so wollte er, waghalsig wie er war, nicht einmal dieses zurücklassen, sprang ihm ins Wasser nach, u. wurde hernach nicht mehr gesehen. Dieses war Abends ½ 8 Uhr.
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Übersetzung des lateinischen
Textes:
NB: Es ist zu bemerken, daß der größte Teil dieses Schiffes [d.h. der
Gondel] von diesem Jungen Leopold in den Abendstunden des Sonntag
[gefunden wurde?]
Anmerkung:
Als Rheinbrech
bezeichnet man die Mündungsspitze des Alpenrheins in den Bodensee. Im
Prinzip stellt der Rheinbrech einen abtauchenden Wasserfall unter
Wasser dar. Das im Bodensee angekommene hellgrau gefärbte, kalte
Wasser des Alpenrheins vermischt sich anfangs nur wenig mit dem
wärmeren, grünlichen Wasser des Sees. So fließt der Strom zunächst
noch eine kleine Strecke oberflächig im freien Wasser, bevor er abrupt
in die Tiefen des Bodensees abtaucht, um dann vor der Insel Lindau
entlang des nördlichen Seeufers bis etwa Hagnau in Richtung Konstanz
abzubiegen. Die Strömungsverhältnisse sind in diesem Bereich äußerst
gefährlich.
Trunkenheit kann tödlich sein
Sterberegister Gaissau, 13. Mai 1841. Johann Niederer ertrinkt im Rhein. Folgender Hergang:
Den 13ten May Abends ½ 9 Uhr verließ Johann
Niederer, Kiefer, mit 2 Kinder von seiner
Stieftochter Magdalena Niederer zimmlich betrunken sein
benachbartes Wirthshaus Andreas Niederer und wollte nach Hause
gehen – schwankte jedoch zu nahe an den Rhein, und fiel mit
einem Kind von obiger, Agatha Lutz mit Namen in denselben. Auf
das Geschrey des anderen Kindes, Ferdinand Lutz mit Namen, kam
der Wirth Andreas Niederer, und seine Stieftochter Magd.
Niederer herbei – ersterer reichte ihm einen Schöpfkiebel, den
er auch in die Hand bekam aber wieder auslies, darauf holte er
eine Schifhaggenstang konnte nicht mehr ihn, wohl aber das
Kind beym Kleid packen wodurch dasselbe vom augenscheinlichen
Tod errettet wurde.
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Kleine Hunde sind gefährlich für Soldaten
Sterberegister Gaissau, 11. August 1839. Ein Soldat geht Patrouille.
Den 11ten August Nachts 9 Uhr wurde der k.k. Grenzjäger
Mathias Enck (?) gebohren zu Mühlbach in Oberösterreich im
Hausruckviertel den 24 Febr. 1815 kath. Religion mit mit einem
Kaÿserjäger auf auf Patroll längs dem Rhein nach geschickt;
und als sie beede vor das Haus des Joh. Niederer Hauptmanns
hannes (?) gekommen, so sprang dessen kleiner Hund bellend auf
sie los. Mathias nahm seinen Karbiener beÿm Lauf in die Hand
und wollte sich damit gegen den Hund vertheidigen;
ünglücklicher Dinge gieng das Gewehr los, und er schoß sich
durch den Ermel die geladenen Schrote tief in das Herz, und
fiel tod zur Erde nieder.
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Befreiung aus dem Fegefeuer
Sterberegister Kierling, 30. Jänner 1751 stirbt Theresia Fux, Gattin
des Johann Georg Fux. Dieser heiratet danach am 19. November 1752
Anna Maria Horner.
Die 30 Januarii sepulta est Theresia uxor Georgii Fuchs
Vicini hujus Loci ætatis 29 Annorum et 4 Mensium. |
Übersetzung des lateinischen Textes:
Den 30. Jänner wurde Theresia, Ehefrau des Georg Fux, hiesigen
Nachbars, begraben. Alter 29 Jahre und 4 Monate.
Deren Seele wurde aus dem heiligen Fegefeuer gelöst durch fünf von
Anna Maria Fuxin geborene Hornerin bestellte Heilige Messen. Siehe am
Ende
Am Ende des Buches findet sich folgende Anmerkung:
NB. 30 Januarii 1751 Ist allhier begraben worden Theresia
Fuxin des Johann Georg Fux Weib. Der Wittiber hat geheurathet
die Anna Maria Hornerin. Dieser Anna Maria ist öfters
erschienen ein Geist, gab ihr auch in die Handen zwei
Brandfleke. Über welches sie von den Leuten aufgemunteret, den
Geist befraget, was er wölle. Der Geist sagte ihr: förchte
dich nicht, ich bin Theresia deine Vorfahrerin, mit 5 Heiligen
Messen werde ich erlöset. Diese Reden haben gehöret 2 Männer,
aber nichts gesehen. |
bleibt noch die Frage: Was hat Theresia Fux getan, dass sie ins
Fegefeuer musste?